Alle Jahre wieder kommt die Weihnachtszeit und mit ihr die Odyssee durch analoge und digitale Geschäfte auf der Suche nach Geschenken für unsere Lieben.
Dank unserer Konsumwelt fällt es jedoch oft nicht so leicht, etwas Passendes zu finden, denn die meisten Menschen sind übersättigt mit materiellen Dingen, Ablenkungen und Events, die Freude daran währt nur begrenzte Zeit. Wie wäre es - statt bezahlbarer Geschenke - in diesem Jahr einmal ein unbezahlbares Geschenk zu machen?
Die Kostenexplosion in allen Bereichen fordert uns enorm, im Vertrauen zu bleiben, dass für uns gesorgt wird und wir stets all das haben, was wir brauchen, gemäß den Worten in Psalm 34 "Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln."
Gleichzeitig wollen wir wir für unsere Nächsten da sein und ihnen für ihre Unterstützung, ihre Freundschaft, ihren Rückhalt, ihre Loyalität etc. danken. In meinem Umfeld höre ich immer wieder das Bedauern, dass das Geld knapp ist und dass es nicht möglich ist, all den lieben Menschen ein Geschenk zu machen als Zeichen der Wertschätzung.
Die Tradition, einander zu Weihnachten Geschenke zu überreichen, hat vermutlich ihren Ursprung in der Überlieferung, dass drei Könige das neugeborene Christuskind in Bethlehem aufsuchten und ihm Gold, Weihrauch und Myrrhe als Geschenk überreichten. Diese - in der damaligen Zeit kostbaren und besonderen - Gaben waren mitnichten gängige Mitbringsel zur Geburt eines Kindes. Vielmehr hatten diese Geschenke eine tiefere Bedeutung. Je nach Quelle finden wir verschiedene Erklärungen zu den Hintergründen. Diese können beispielsweise eine materielle (als Gabe an eine König), spirituelle (Verehrung des Gottessohnes) oder symbolische (Tod, Auferstehung, Erlösung) Bedeutung haben.
Auch wir überreichen unseren Lieben Geschenke aus unterschiedlichen Beweggründen: wir wollen einen lang ersehnten Wunsch erfüllen, etwas Praktisches für den Alltag weitergeben, eine symbolische Botschaft durch das Geschenk übermitteln, unsere Wertschätzung ausdrücken, den anderen zum Schmunzeln bringen oder die Augen zum Leuchten bringen.
Nicht immer kommt das Geschenk jedoch so an, wie es von uns gemeint war. Enttäuschung, Frust oder Ärger sind nicht selten Reaktionen unter dem Weihnachtsbaum. Angeblich gibt es rund um das Weihnachtsfest, dem Fest der Liebe, die meisten Streitigkeiten in Familien und Partnerschaften...
Doch wo ist ein Ausweg aus dem Dilemma? Wie können wir trotz finanzieller Engpässe, unterschiedlicher Erwartungen und fehlender Geschenkideen dem Fest der Liebe alle Ehre machen?
Im Grunde finden wir die Antwort in uns selbst. Treten Sie doch einmal vor den Spiegel und schauen Sie hinein? Was sehen Sie dort? Ich meine nicht die Fältchen, grauen Haare, Warzen, Pickel oder schiefen Zähne. Wenn Sie mit dem Herzen schauen, erkennen Sie im Spiegel ein Geschenk, ein Geschenk Gottes an diese Welt. Gott hat Ihnen das Geschenk des Lebens gemacht! Leider sind wir uns dieses außergewöhnlichen Geschenks meistens nicht bewusst.
Es ist kein Zufall, kein unglücklicher Umstand oder "Unfall", dass Sie hier auf dieser Welt sind. Es ist der Wunsch und der Wille Gottes, Ihrer Seele einen Körper zu schenken und ein Leben auf unserer wunderschönen Erde zu ermöglichen, ausgestattet mit besonderen Fähigkeiten, mit der Fähigkeit zu fühlen, zu denken, zu erkennen, zu handeln, zu verstehen...
Und nicht nur das: für viele Menschen sind Sie ein Geschenk in ihrem Leben! Haben Sie darüber jemals nachgedacht? Wie oft haben Sie jemanden getröstet, bei einer Arbeit unterstützt, etwas abgenommen, zugehört, weitergeholfen, beruhigt, beschützt, vor einer unangenehmen Erfahrung bewahrt, eine Entscheidung erleichtert, ein Essen zubereitet, bei Krankheit gepflegt, an der Kasse vor sich anstellen lassen, Geld geliehen bei finanziellen Engpässen? Wie oft haben Sie ein Kind gehalten, zum Lachen gebracht, umarmt, herumgetragen, bei Schularbeiten unterstützt?
In unzähligen Situationen haben Sie einem anderen Menschen eine Freude gemacht, Beistand geleistet oder Rückhalt gegeben.
Unzählige Male haben Sie anderen Menschen etwas geschenkt, was nicht mit Geld zu bezahlen ist: Sie haben sich verschenkt, Ihre Zeit, Ihre Liebe, Ihre Aufmerksamkeit, Ihr Verständnis, Ihre Hilfe, Ihre Begabungen, Ihre Nähe, Ihre Wärme...
Einem anderen Menschen sich selbst zu schenken, wenn es auch nur für einen Augenblick ist, ist das größte Geschenk, das wir einander machen können.
Und wenn Sie an solche Situationen zurückdenken, fällt Ihnen vielleicht auf, dass Ihr Geschenk nicht nur den anderen, sondern auch Sie selbst glücklich gemacht hat.
Geschenke, die von Herzen kommen, beschenken nicht nur den anderen, sondern auch einen selbst!
Nehmen Sie sich etwas Zeit und überlegen Sie sich, wie Sie Ihren Lieben Zeit mit Ihnen schenken können, womit Sie einander Freude bereiten. Sie können Gutscheine oder Karten mit Ihren Ideen für gemeinsame Projekte, Aktivitäten oder Momente verschenken, zum Beispiel miteinander ein Hochbeet anlegen, ein Vogelhaus bauen, einen Raum renovieren, ein ausgedehnter Spaziergang pro Woche, miteinander Radfahren, Schwimmen gehen oder ein neues Hobby ausprobieren, Geschichten vorlesen, Lieder singen, Essen kochen, Zeit in der Natur verbringen, die Sternbilder am Himmel entdecken oder regelmäßige Kuschelabende - Ideen, um sich, Ihre Zeit und Aufmerksamkeit zu verschenken, gibt es unzählige, und alle sind einzigartig und unbezahlbar! Und was das Besondere ist: Sie verbinden, bringen einander näher, machen dankbar und glücklich.
Und noch etwas: Sich selbst zu verschenken ist das ganze Jahr über möglich, an jedem einzelnen Tag, in jedem Moment - nicht nur zu Weihnachten.
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